Es ist teils schon recht sonderbar, welche Entwicklungen sich momentan an den globalen Bondmärkten beobachten lassen. Werden die Zinsen steigen? Oder werden die Zinsen erneut sinken? Oder droht der weltweiten Bondblase ein unmittelbares Platzen, womit der nunmehr seit über 30 Jahren anhaltende Bullenmarkt zu einem Ende kommen würde?

Long-Positionen von Hedgefonds auf Höchstniveau seit 2008

Fragen über Fragen, auf die im aktuellen Finanzmarktumfeld niemand eine adäquate Antwort parat zu haben scheint. Sah es bis vor Kurzem noch so aus, als ob die Zinsen an den globalen Bondmärkten wieder den Rückwärtsgang einlegen würden, so hat sich das Bild mittlerweile schon wieder ein wenig gedreht.

Typisch scheint in diesem Umfeld auch zu sein, dass eine Vielzahl an Finanzakteuren erneut auf dem falschen Fuß erwischt worden ist. Es sind in aller erster Linie Hedgefonds, die zuletzt auf steigende Kurse am langen Ende der Bondkurve gewettet hatten. Diese Long-Positionen sind in der laufenden Woche auf das höchste Niveau seit dem Jahr 2008 geklettert.

Wäre diese Wette aufgegangen, hätte dies im Umkehrschluss bedeutet, dass die Zinsen am langen Ende der Bondkurve weiter gesunken wären. Wäre da doch nur nicht eine äußerst schwach verlaufene Bondauktion in Frankreich gewesen, nach deren Ablauf insbesondere Hedgefonds das Weite gesucht haben.

Zins auf US-Staatsanleihen durchbricht die 200-Tage-Linie

Wie neueste Daten der Commodity Futures Trading Commission zeigen, ist der einsetzende Abverkauf an den europäischen Bondmärkten auch bereits auf Amerikas Staatsanleihemärkte übergesprungen. So kletterte der Zins auf 30-jährige US-Staatsanleihen bis zum Ende des gestrigen Handelstags um mehr als 7 Basispunkte auf 2,92% (siehe obige Grafik).

In diesem Zuge überschritten die Zinsen technisch sowohl auch gleich die aufmerksam beobachtete 50-Tage-Linie, sowie die 200-Tage-Linie. Resultat war, dass Bondbullen ihre Long-Positionen an den amerikanischen Staatsanleihemärkten in Massen aufzulösen begannen.

Langsames Einpreisen einer Zinsanhebung durch die FED?

Aus konträrer Sicht passt dieses Verhalten abermals zu den zuvor mehrheitlich durch Akteure eingegangenen Positionen. Denn insbesondere spekulativ orientierte Anleger – allen voran Hedgefonds – zeigten sich im Hinblick auf den Verlauf der 30-jährigen US-Staatsanleihe in den vergangenen Wochen am optimistischsten im gesamten Jahresverlauf.

Nachdem die Zinsen sowohl deren 50- als auch 200-Tage-Linien überschritten haben, dürfte  durchaus mit einem anhaltenden Abverkauf an den Staatsanleihemärkten gerechnet werden. Vielleicht scheint sich langsam aber sicher auch die Ansicht an den Bondmärkten durch zu setzen, dass die Federal Reserve ihren Leitzins im laufenden Jahr ein weiteres Mal anheben wird.

3% als kritische Grenze für 10-Jährige

Hinzu gesellen sich Spekulationen, laut denen auch die Europäische Zentralbank nicht mehr umhin kommen wird, schon bald eine weitere Reduzierung von deren Bondankaufprogramm zu verkünden. Sollte sich der aktuelle Abverkauf an den Staatsanleihemärkten nicht als Strohfeuer erweisen, dürfte in absehbarer Zeit mit weiter kletternden Zinsen zu rechnen sein.

In diesem Zuge könnten die Zinsen auf Amerikas 10-jährige Staatsanleihen auch durchaus das kritische Niveau von 3% erreichen. Würde dies bis Jahresende tatsächlich der Fall sein, würde an den amerikanischen Staatsanleihemärkten tatsächlich der Beginn eines Bärenmarktes einsetzen.

Abverkaufswelle startete in Frankreich und erreicht deutschen Markt

Am Donnerstag erreichte der Zins auf 10-jährige US-Staatsanleihen ein Niveau von knapp 2,4%. Wie sich zeigt, bestünde aus technischer Sicht bis zur psychologisch wichtigen Marke von 3% also noch deutlich Luft nach oben. Auch der Zins auf 30-jährige US-Staatsanleihen befindet sich zurzeit nur knapp unterhalb von dessen 100-Tage-Linie.

Mit einem Bruch dieser Marke dürfte also auch in diesem Bereich sehr wahrscheinlich eine neue Abverkaufswelle einsetzen. Auffällig ist auch, dass die Zinsdifferenz zwischen US-Staatsanleihen mit 5-jähriger Laufzeit und 30-jähriger Laufzeit momentan nur 95 Basispunkte beträgt. Dies entspricht dem niedrigsten Niveau seit dem Jahr 2007.

Die am Donnerstag dieser Woche startende Abverkaufswelle an den Staatsanleihemärkten wurde im Angesicht einer äußerst schwachen Bondauktion für 30-jährige Regierungsbonds in Frankreich eingeleitet. In diesem Zuge kletterten auch die Zinsen auf deutsche Bonds teils deutlich.

Technisch orientierte Bondanalysten weisen darauf hin, dass der Damm im Hinblick auf deutsche Bunds mit einer Laufzeit von 10 Jahren gebrochen worden sei. Folge sei, dass sich die Verkaufsorders  am gestrigen Handelstag massiv erhöht hätten, womit sich auch in der nächsten Woche rechnen ließe.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"